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Geschichte 1: Mondschein |
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Wie bereits seit ein paar Wochen, machte sie sich abends, wenn es dunkel wurde, auf, um noch ein bisschen für die Weltmeisterschaft zu trainieren. Die heißen Sommertage machten ihr sehr zu schaffen, und so genoss sie die etwas kühleren Nächte sehr. Die Nacht war klar und der hell scheinende Mond ließ ihre Wege in einem angenehmen Licht erscheinen. Der Kies knirschte unter ihren Rädern. Sie wusste, dass es nur noch zwei Biegungen sind, bis sie zu Ihrer Kreuzung kommen würde. Ein hübsches Lächeln zierte jetzt ihr Gesicht, denn sie hoffte, dass sie dort auch heute wieder auf ihn treffen würde. So auch dieses Mal, sie konnte immer wieder seine Lampe zwischen den Bäumen auf dem anderen Weg scheinen sehen. Die nächsten zwei Kilometer konnte sie also wieder in Begleitung absolvieren. Er wirkte leicht angespannt und gestand ihr, dass er seit ihrem ersten zufälligen Treffen, immer etwas früher losging und hinter der Wegbiegung wartete, um sie nicht zu verpassen. Sie blieb abrupt stehen, dann sah sie ihn mit freundlichen großen Augen an, jetzt hörte man nur noch das klacken der Rollstühle, als diese zusammenstießen, sie sich in den Arm nahmen und küssten.
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Geschichte 2. Kaminfeuer |
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Auch jetzt im Winter, wenn viel Schnee lag, drehte er jeden Abend noch einmal seine Runde um den Block um zu schauen, ob alles in Ordnung war. Wenn allerdings so viel Schnee liegt wie heute, dann traf er nur sehr selten jemanden. Außerdem hoffte er, dass er auch sie wieder sehen würde. Die Sternenklare Nacht und das Leuchten des Mondes verliehen den Schneekristallen ein magisches glitzern, welches sich auch in seinen Augen wiederspiegelte, als er sie durch das Fenster sah. Der warme Schein des Feuers im Kamin erhellte den Raum und er konnte sie, wie immer, zufrieden auf dem Sofa schlafen sehen. Natürlich bemerkte sie, dass er wieder da war, schlug die Augen auf, blinzelte ihn an und eilte zum Fenster. Kurze Zeit später und mit einem zufriedenen Lächeln machte er sich auf den Rückweg, hüpfte von der Fensterbank, eilte schnell durch den hohen Schnee und schlüpfte durch seine Katzenklappe in die warme Stube, wo er sein kaltes Fell auf der Heizung aufwärmte und zufrieden schnurrend einschlief.
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Geschichte 3. Jessica und Jack |
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Sie sah ihn schon von weitem, da er auch heute Abend seine Sicherheitsweste an hatte um im Dunkeln besser gesehen zu werden. Je näher sie sich kamen, umso aufgeregter wurden sie beide. Dann endlich, trafen sie, wie jeden Abend genau an der Abzweigung aufeinander. Ein paar Meter gingen sie noch gemächlich den Feldweg entlang, um dann, ganz nach dem Motto "was sich liebt das neckt sich", sich über die Wiese zu jagen und zu spielen. Dann hörten sie es: "Jessica" "Jack", und da wussten sie, dass sich ihre Wege wieder trennten, aber als brave Hunde, verabschiedeten sie sich mit einem Nasenstubser, gingen zu ihren Herrchen und freuten sich auf morgen.
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Geschichte 4. Frieda |
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Morgen ist es wieder so weit, mein Geburtstag. Gut, ich weiß, es ist nicht mein richtiger Geburtstag, aber den kenn ich nicht und außerdem ist mir der morgige Geburtstag viel wichtiger. Ich hatte einen schwierigen Start ins Leben und habe am Anfang im Heim gelebt. Aber da gefiel es mir gar nicht, zumal ich auch noch ziemlich krank war, weshalb ich viel Zeit alleine in der Krankenstation verbringen musste. Aber dann kam der 7 Januar 2003. Ich wurde am frühen Abend aus meinem Schlaf geholt. Zuerst dachte ich was das denn nun schon wieder soll. Aber dann sah ich sie. Sie hatte eine dicke rote Winterjacke an und war mir schon von weitem sympathisch. Natürlich habe ich gleich mein liebstes lächeln aufgesetzt und mich an sie geschmiegt. Es war ein richtig schön bewegender Moment, das haben glaube ich alle bemerkt. Und was soll ich sagen, sie wollte mich gleich mitnehmen. Ich hab mich tierrisch gefreut, auch wenn ich ein bisschen Schiss hatte. Etwas ängstlich war ich schon immer und bin es immer noch, auch wenn es schon besser geworden ist. Am meisten habe ich jetzt noch vor dem Donner Angst, aber das haben ja viele, dafür habe ich keine Angst vor Spinnen. In der ersten Nacht habe ich mich deshalb auch vorsichtshalber mal versteckt, man weiß ja nie. Aber schon bald habe ich gemerkt, dass ich hier gut aufgehoben bin. In den ersten Tagen wurde ich aufgepäppelt, meine Augen wurden immer wieder mit Kamillenlösung ausgewaschen und ich wurde mit gutem Essen verwöhnt. So nach und nach wurde ich immer aktiver und freute mich riesig hier zu sein. Klar, dass ich hier mittlerweile den Ton angebe und alles nach meiner Pfeife tanzt, es heißt ja auch nicht umsonst, Katzen brauchen Personal.
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Geschichte 5. Limesthermen |
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Sie beobachtete ihn jetzt schon ein paar Mal, wie er immer wieder nach Einbruch der Dunkelheit kam, seinen Wagen im Industriegebiet parkte und dann ein Stück Richtung Limesthermen den Berg hoch lief. Dann setzte er sich immer etwas unterhalb ins Gras und wartete. Manchmal nur ein paar Minuten, aber in manchen Nächten saß er auch über eine Stunde da, bevor er weiterging. Irgendwann viel ihr auf, dass er immer dann weiterging, wenn ein Auto zu den Limesthermen hoch und kurz später wieder runter fuhr. Erst dann setzte er seinen Weg weiter hoch fort, und kam in der Regel nach einer Stunde wieder runter. Sie konnte es gut beobachten, da sie im Industriegebiet eine Wohnung über ihrer Fima hatte und häufig nachts vor dem Schlafengehen noch einmal auf den Balkon ging um kurz frische Luft zu tanken und den Tag bei einem guten Tässchen Tee ausklingen zu lassen. Sie fragte sich, was es wohl damit auf sich hat, dass er immer erst weiterging, wenn das Auto wieder runterfuhr. Einmal schlich sie vor zur Straße, um nach dem Auto zu schauen. Als sie erkannte, dass es sich um ein Polizeiauto handelte, ging ihr ein Licht auf. Jetzt war sie sich sicher, dass der Unbekannte nachts heimlich im Außenbecken der Limestherme badete. Da sie nie etwas über Vandalen in den Limesthermen in der Zeitung las, war sein geheimniss bei ihr sicher. In der Nacht des 12 August, machte er sich abermals auf zu den Limesthermen. Es war eine Sternenklare Nacht und so hoffte er, auch einige Sternschnuppen zu sehen, da doch immer um diese Zeit, die Perseiden ihren Höhepunkt haben. Also ließ er sich entspannt auf dem Wasser treiben und beobachtete den Nachthimmel wo er immer wieder erfreut eine Sternschnuppe entdeckte. Plötzlich hörte er etwas. Er war wohl so in Gedanken bei den Sternschnuppen, dass er gar kein Auto hat kommen hören. Aber wo sollte er hin? Er befand sich mitten im Becken, es gab also keine Versteckmöglichkeit. Dann sah er den Schein einer Taschenlampe, die ihn natürlich auch schnell entdeckt hat. Mit kräftiger Stimme befahl ihm eine Polizistin, dass er sofort aus dem Wasser kommen soll. Auf die Schnelle und in der Aufregung fand er seine Kleider nicht. Das war der Polizistin offensichtlich egal, er solle vorausgehen, im Wagen würde er eine Decke zum überhängen bekommen. Also ging er voraus, nackt und mit gesengtem Kopf. Immer wieder hörte er hinter sich, wie die Polizistin kicherte. Als er gerade anfangen wollte über den Zaun zu klettern, fing die Polizistin lauthals an zu lachen, sie bekam einen richtigen Lachkrampf und wälzte sich auf dem Boden. Zuerst dachte er daran zu verschwinden, aber bevor er dazu kam, hatte ihn ihr Lachen angesteckt und auch er musste herzhaft mittlachen. Nach einer gefühlten viertel Stunde ließ der Lachkrampf bei beiden nach. Jetzt gestand sie ihm, dass sie gar keine Polizistin sei. Sie habe sich nur verkleidet um ihm einen Schrecken einzujagen. Woraufhin er aufsprang und gespielt böse schrie, dass sie dafür Büsen müsse. Sie rannte kichernd davon, aber nach ein paar Metern hatte er sie bereits eingeholt, packte sie und warf sie mitsamt ihrer Kleidung ins Wasser. Von nun an sah man immer zwei Personen nachts den Berg hoch laufen.
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Geschichte 7. Flöckchen |
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Die vergangene Nacht hatte es geschneit und die ganze Gegend lag unter einer dicken Schneedecke. Jetzt war es ein wunderschöner Tag, die Sonne schien und der Schnee glitzerte herrlich, als beide ihren wöchentlichen Spaziergang antraten. Sie hatten eine tolle Wohnung am Hang mit einem wunderbaren Ausblick. Vor ein paar Jahren fassten sie den Entschluss, dass sie beide weniger arbeiten wollten um stattdessen mehr Zeit miteinander zu verbringen. Natürlich verdienen sie jetzt weniger, aber das mehr an Lebensqualität gleicht das locker aus. Bei der Arbeit war es auch kein Problem, was vor allem daran liegt, dass es ja gar keine "richtige" Arbeit ist. Beide sind sie beim Staat beschäftigt, also Sesselpubser wie man so schön sagt. "Das hätten wir schon viel früher tun sollen" sagten beide wie aus einem Munde und mussten lachen. Sie meinte, dass sie schon viel früher weniger arbeiten hätten sollen, er hingegen meinte, dass sie den Spaziergang bereits früher beginnen hätten sollen. Sie liefen wie immer am Wald entlang vorbei an den Limesthermen und dem ehemaligen Holland-Gärtner-Gelände, Richtung Essingen. Das Laufen durch den hohen Schnee war sehr anstrengend, aber die frische Luft tat so richtig gut. Sie gingen etwa eine halbe Stunde Händchenhaltend nebeneinander, als sie sich gleichzeitig umdrehten und schauten, da sie beide das Gefühl hatten, dass jemand hinter ihnen ist. Aber sie sahen niemand und so gingen sie weiter. Als sie an ihrem Rastplatz angekommen waren, tranken sie einen Tee und wollten gerade anfangen die mitgebrachten Wurstbrote zu essen, als sie ihn sahen. Mit großen Augen sah er sie an und als er sie sagen hörte "ach ist der süß", da kam er sofort Schwanzwedelnd zu ihnen. Jetzt wussten sie auch, warum sie ihn vorher nicht gesehen haben, es war ein süßer kleiner weißer West Highland Terrier der fast vollständig im hohen Schnee versank. Zeitgleich langten sie hinter sich und nahmen die Wurst von ihren Broten um sie dem kleinen Hündchen zu geben. Sie nannten ihn Flöckchen, weil er so klein und so strahlend weiß war wie eine Schneeflocke. Auch den etwas abgekühlten Tee, den sie ihm in einer Tupperdose bereitstellten, schlabberte er sofort freudig weg. Auch auf dem Weg nach Hause wich Flöckchen nicht mehr von ihrer Seite. Erst kurz vor Aalen war er plötzlich verschwunden. Sie waren überglücklich, als sie ihn eine Woche später wieder sahen und er sie wieder auf ihrem Weg nach Essingen begleitete.
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Geschichte 8. in Polizeigewahrsam |
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Gegen dreiviertelsechs betraten zwei Uniformierte Polizeibeamte den Toom Baumarkt in Aalen. Sie gingen zur Auskunft und wurden nach einem kurzen Gespräch zu mir geschickt. Ich habe das zufällig mitbekommen, es ist ja auch nicht alltäglich, dass zwei uniformierte kommen. Gut, wahrscheinlich wollen sie nur ein paar Pflanzen fürs Büro ;-) Als sie mich dann fragten, ob ich Thomas Kappel sei, rutschte mir das Herz in die Hose. Mir gingen tausend Sachen durch den Kopf und ich überlegte, was ich angestellt haben könnte. Gut, ich fahre manchmal etwas schneller oder telefoniere auch mal beim fahren, aber deshalb holen sie einen doch nicht gleich ab. Mit hochrotem Kopf bestätigte ich, dass ich Thomas Kappel bin. Ich sollte mit auf die Wache kommen. Auf meine Frage, was mir denn vorgeworfen wird, antworteten Sie nur, dass ich keinen Ärger machen soll. Mittlerweile starrten schon alle Kunden und Kollegen auf mich. Auch als ich mich nochmal lautstark zur Wehr setzte und darauf bestehe dass ich erst erfahren will warum ich mitkommen soll, beeindruckte das die beiden nicht. Schließlich kam auch die Marktleiterin und redete auf mich ein, dass ich doch endlich mitgehen soll und dass sicher alles nur ein Missverständnis sei, das sich bald auf der Wache aufklären wird. Schließlich wurde es den "Bullen" zu bunt, sie packten mich, legten mir Handschellen an und führten mich ab. Draußen musste ich in den VW Bus steigen und dann fuhren wir los. Als wir die Stuttgarter Straße entlang fuhren, fragte ich nach, warum wir nicht direkt zum Revier fahren und bekam als Antwort, dass sie noch tanken müssen. Na prima, jetzt fahren wir auch noch spazieren, so dass mich noch mehr Leute "gefangen" im Polizei Bus sehen. Als wir anhielten standen wir vorm Hoagies Restaurant und ich verstand gar nichts mehr, wollen die jetzt noch vorher essen? Dann öffneten sie die Tür und nahmen mich mit. Drinnen saß Nina, mit der ich seit ein paar Tagen zusammen bin. Als sie mich sah, riss sie die Augen auf, stand auf und stammelte "Thomas, was ist passiert?" und "Judith was soll das?". Wie, kennen die sich etwa? Jetzt ergriff die Polizistin das Wort und sagte: "ich bin Judith, Ninas Mitbewohnerin. Als du heute Morgen angerufen hast und den Termin mit Nina verschieben wolltest, habe ich Nina nichts davon erzählt. Ich kenne die Chefin im Baumarkt und habe mit ihr telefoniert und ausgemacht, dass wir dich abholen, so dass du doch noch rechtzeitig zu deinem Date kommst".
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Geschichte 9. 4-Radantrieb |
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Es war am 28 Januar, als es in der Nacht mal wieder so richtig heftig geschneit hat. Die Straßen waren noch nicht geräumt. Zum Glück habe ich einen Geländewagen. Der ist sehr praktisch. Durch die Höhe ist das ein und aussteigen sehr angenehm, da es praktisch auf gleicher Höhe stattfindet. Und der 4-Radantrieb ist natürlich gerade jetzt im Winter die Wucht. Gekauft habe ich mir den Wagen aber vor allem deshalb, da die Frauen sehr auf solche Fahrzeuge abfahren! Gerade fahre ich von Waiblingen kommend den Berg hoch nach Fachsenfeld. Kurz vor dem Gelände des Gartenbauvereins, stehen aber schon einige Fahrzeuge. Ich steige also aus und ziehe mir meine Warnweste an, die ich immer griffbereit in einem Fach in der Fahrertür habe, und will nachschauen, ob ich helfen kann. Da höre ich bereits lautes Motorengeheul und mir wird klar, dass es sich nicht um einen Unfall handelt, sondern, dass dort vorne jemand nicht den Berg hinauf kommt. Mittlerweile sind die Fahrer der Autos vor mir ausgestiegen und lästern: "das ist ja mal wieder typisch Frau am Steuer…". Jetzt erst erkenne ich das vorderste Auto. Sie wohnt ein paar Häuser weiter wie ich und eine Nachbarin hat mir verraten, dass sie Isabelle heißt. Angesprochen habe ich sie noch nie, dazu bin ich viel zu schüchtern. Ich setzte mich also wieder in meinen Wagen und fahre, dank des 4-Rad-Antriebs, wie wenn nichts wäre, einfach auf der linken Spur nach vorne. Ein paar Meter vor ihrem Auto halte ich an, steige aus und streue etwas Salz und Splitt, was ich im Winter immer im Auto mitführe, und gehe zu ihrem Auto. "Soll ich dich raufschleppen" frage ich und sie antwortet: "das wäre wirklich sehr nett. Ich stehe hier schon einige Minuten und keiner hilft mir". Also hohle ich geschwind mein Abschleppseil, befestige es an ihrem und meinem Wagen und schon geht es los. Nach einem kleinen Ruck spannt das Seil und wir fahren. Ich halte erst ganz oben in der Pleuerstraße, wo die Straße wieder eben ist. Als ich aussteige und das Seil einpacke, steigt auch sie aus und bedankt sich noch mal bei mir. Dann geschieht das, was ich nie für möglich gehalten hätte, sie nimmt mich an der Hand und sagt: "komm, lass uns nachsehen, ob die Machos mit ihrer großen Klappe immer noch dort stehen und nicht den Berg alleine raufkommen". So gehen wir also Hand in Hand ein Stück den Berg hinunter und sehen, dass die anderen Autos von vorhin immer noch dort stehen und kein Stück weiter gekommen sind. Wir kichern. Dann nimmt sie mein Gesicht in ihre Hände und wir knutschen wild wie ein paar Teenager. Nach einigen Minuten sage ich: "ich heiße übrigens Judith" und Isabelle sagt: "ich weiß".
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Geschichte 11: Zusammen leben |
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Judith und Isabelle sind jetzt schon ein halbes Jahr ein Paar. Sie verstehen sich prima. Das Zusammenleben war nicht immer einfach. Fachsenfeld ist eben keine Großstadt sondern nur ein kleines Dorf. Am Anfang war es nicht einfach für die beiden, die Leute im Ort sprachen über sie, wechselten schon mal die Straßenseite wenn sie kamen und die Gespräche verstummten sobald sie einen Raum betraten. Zum Glück hat sich das mittlerweile gelegt und die Menschen haben gesehen, dass die beiden nach wie vor Judith und Isabelle sind, die viele im Ort schon seit ihrer Kindheit kennen. Es sind immer noch die beiden netten und hilfsbereiten Nachbarinnen wie seither auch, nur dass sie jetzt eben zusammenleben und ein Paar sind. Isabelle träumt schon seit sie 6 Jahre alt war davon, dass wenn sie einmal heiratet, dass es ein großes Fest mit Kirche, langer Schleppe, Kutsche und allem was dazugehört, sein soll. Als Judith ihr letzte Woche einen Antrag gemacht hat, setzte ihr Herzschlag einen Moment aus. Sie war überglücklich. Aber jetzt, als es an die Hochzeitsvorbereitungen geht, stellen sie fest, dass es nicht so einfach wird, wie sie sich das vorgestellt hatten. Jetzt hat Fachsenfeld zwar zwei große Kirchen, aber weder der Katholische noch der Evangelische Pfarrer sind bereit, die beiden zu trauen. Na vielleicht können ja die Mädels von LezBeee weiterhelfen. Zu LezBeee ( www.lez-beee.de) sind sie durch eine Kleinanzeige in einem Veranstaltungsmagazin gekommen. Es handelt sich um eine Interessengemeinschaft Lesbischer Frauen in Schwäbisch Gmünd. Leider wusste auch dort keine eine Lösung. Allerdings meinte eine, dass am Wochenende der CSD in Stuttgart ist, und sich dort sicher jemand finden lässt, der euch weiterhelfen kann. Als wir dann am Samstag nach Stuttgart fuhren und uns den Umzug ansahen, waren wir überrascht, wie viele Leute da sind und ein tolles Fest feiern. Eine Gruppe sah fast so aus, als ob sie Mönche wären, allerdings waren ihre Kutten bunt und nicht braun. Einer der Umstehenden hat zufällig unsere Unterhaltung mitbekommen und meinte, dass es sich bei denen mit den bunten Kutten um Mitglieder einer Kirche handelt. Leider wusste er den Namen der Kirche nicht, war sich aber sicher, dass die auch am Sonntag bei der Aids-Hocketse einen Stand haben. Das war doch schon mal was, eine Kirche die beim CSD mitläuft, kann doch sicher auch eine Trauung durchführen. Gut gelaunt genossen Isabelle und Judith den Rest des Umzuges. Am nächsten Tag machten sie sich bereits am Vormittag auf den Weg nach Stuttgart. Sie parkten in Cannstatt und gingen über die alte Holzbrücke über den Neckar und spazierten dann durch den Rosensteinpark und den Schlossgarten nach Stuttgart zur Hocketse. Als sie in der Stadtmitte angekommen waren, trauten sie ihren Augen nicht. Unmengen von Menschen und Ständen, wie sollten sie da den Stand der Kirche finden. Es half alles nichts, also los geht's. Sie schlenderten durch die Massen und hätten fast den kleinen Stand übersehen, aber sie hatten die bunten Kutten erkannt. Sie hatten Glück und sprachen gleich den richtigen an, Pfarrer Axel Schwaigert. Der freute sich riesig, als Judith und Isabelle ihm von ihrer Trauung berichteten, denn eine Trauung kommt halt doch eher selten vor. Er erklärte ihnen, dass er sehr gerne bereit ist, die Trauung durchzuführen. Außerdem erzählte er auch von der Kirche und freute sich, als Judith und Isabelle sagten, dass sie nächsten Samstag in den Gottesdienst kommen wollten. Da der Stand gut besucht war, verblieben sie so, dass sie weitere Details ja am Samstag nach dem Gottesdienst besprechen könnten. Überglücklich fuhren die beiden wieder heim. Eng aneinander gekuschelt schliefen sie mit einem zufriedenen lächeln ein und träumten von ihrer Hochzeit. Am Samstag machten sie sich zeitig auf den Weg nach Stuttgart. Zum Glück hatten sie sich kurz vorher ein Navigationssystem gekauft. Eine freundliche Stimme lotste sie durch Stuttgart in die Silberburgstraße. Sie parkten den Wagen und gingen Händchenhaltend den Berg hoch und suchten die Kirche. Als sie am Ende der Silberburgstraße angekommen waren sahen sie sich verwundet an, konnte das sein, eine Kirche kann man doch nicht übersehen. Also gingen sie wieder zurück und entdeckten dann auch wie Pfarrer Axel in ein Gebäude ging. Als sie näher kamen sahen sie auch das Schild, hier waren sie richtig, " MCC Gemeinde Stuttgart", das war die Kirche von der Pfarrer Axel letzte Woche erzählt hat. Aber da war keine Kirche, da war ein Altersheim. Das konnte doch nicht sein. Wer will denn schon in einem Altenheim heiraten? Wie müssten sie sich das vorstellen, fünfzig alte sabbernde Leute stehen in ihren Pflegebette Spalier? Nun denn, da sie schon mal da waren, gingen sie auch hinein. Sie wurden von allen freundlich begrüßt und vom Gottesdienst selber waren sie positiv überrascht. Ganz anders als die Gottesdienste aus ihrer Jugend. Beim anschließenden Gespräch mit Pfarrer Axel äußerten sie ihre Enttäuschung darüber, dass es keine "richtige" Kirche war und dass sie unter keinen Umständen in einem Altenheim heiraten werden. Axel wurde leichenblass, was sollte er tun? Die Gemeinde hat nun mal diesen Raum gemietet. Natürlich hätte er auch lieber eine "richtige" Kirche mit großem Glockenturm und so, aber es ist halt nun mal eine kleine Gemeinde. Doch dann hatte Axel plötzlich eine Idee, zückte sein Handy und telefonierte kurz. Isabelle und Judith wollten schon gehen, als er ihnen Zeichen gab, noch kurz zu warten. Und es hat sich gelohnt. Er hat einen befreundeten Pfarrer angerufen und ihn gefragt, ob er sich seine Kirche ausleihen könne. Da sein Freund und Kollege volles Vertrauen zu Axel hat, sagte er ihm sofort zu. Als Axel diese frohe Botschaft Judith und Isabelle überbrachte, umarmten beide Axel spontan und mussten vor Freude weinen.
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Geschichte 12: Ein Mann muss her. |
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Isabelle und Judith sind jetzt schon seit 2 Jahren verheiratet und sind immer noch sehr glücklich miteinander. Sie wohnen in einer schönen Wohnung am Ortsrand von Fachsenfeld und sitzen oft auf ihrem Balkon und genießen den herrlichen Sonnenuntergang. Oft denken sie dabei an die Hochzeit zurück. Es war ein herrliches Fest. Thomas hatte für die Hochzeitfotos einen „Kasten" gebaut, darin waren ein Fotoapparat, ein Computer und ein Drucker. Dieser Kasten stand in einem Nebenraum und wir hatten noch allerlei Zeug zum verkleiden bereitgelegt. Es gab alles Mögliche, Perücken, Kostüme, Lackstiefel, ein Gummiboot und noch vieles mehr. Es konnte sich also jeder verkleiden und dann alleine, als Paar oder auch als Gruppe, dort ein lustiges Hochzeitsfoto quasi selber machen, denn der Apparat wurde mittels eines Fußschalters bedient. Das war wirklich eine klasse Sache. Normalerweise sind Hochzeitsfotos ja eher langweilig, aber das machte allen viel Spaß. Manche gingen im Laufe des Abends mehrmals um sich zu fotografieren. Die Bilder wurden gespeichert, aber auch gleich ausgedruckt, so dass jeder seines gleich mit nehmen konnte. Thomas hat dann aus den unzählig vielen Bildern ein kurzes Video zusammengestellt. Auch heute Abend saßen beide da und schauten sich den Sonnenuntergang an. Beide seufzten. Irgendwie hatten beide denselben Gedanken, nämlich, dass vielleicht doch noch irgendetwas fehlt. Isabelle spricht es als erste aus und sagt zu Judith: „vielleicht sollten wir uns mal Gedanken über ein Kind machen?". Gut, Isabelle ist mehr der Mütterliche Type. „Ein Kind? Okay. Aber wie soll das gehen?", fragte Judith. „Das weiß ich auch noch nicht. Wir könnten doch mal ein paar Freunde einladen und alle denkbaren Möglichkeiten diskutieren?". Gesagt getan, gleich fürs nächste Wochenende haben Isabelle und Judith ein paar enge Freunde eingeladen. Bereits in der Einladung stand um was es gehen soll und dass sich jeder mit seinem Wissen und seiner Meinung einbringen soll. Klar war auch, dass es keine Entscheidung geben wird, es sollen nur mal alle Möglichkeiten beleuchtet werden. Am Samstag trudelten gegen 6 die ersten Freunde ein und als alle da waren, saßen also 4 Frauen und 3 Männer um den großen Tisch. Isabelle machte den Anfang und schrieb auf einen Zettel die Möglichkeiten die ihr einfielen. Dort stand jetzt also: Adoption, künstliche Befruchtung, natürliche Befruchtung, wobei der letzte Punkt noch mal unterteilt wurde in, mit einem Fremden, also einen One-Night-Stand, oder mit einem Bekannten. Bis hierher war alles klar. Die Sache mit einer Adoption würde nicht in Frage kommen, da es in Deutschland bislang nicht möglich ist, dass lesbische Paare Kinder adoptieren. Das wusste Isabelle bis jetzt nicht, aber die andern kannten einige Beispiele von Paaren, bei denen eine Adoption durch die Behörden untersagt wurde. Beim nächsten Punkt, also eine künstliche Befruchtung, sieht es wohl gleich aus. Bleibt also nur noch eine natürlich Befruchtung. Ein Mann muss her. Fremd oder nicht fremd, das ist hier die Frage, stelle Thomas also fest. Auf die Frage, ob es richtig ist, dass der auserwählte, quasi als Samenspender ausgenutzt wird, antworteten witziger weise die Frauen einstimmig mit „ausnutzen, ja klar". Ein Fremder hätte sicher den Vorteil, dass man diesen, mit etwas Glück, nie wieder sieht, damit verbunden auch, dass er keine Besuchsansprüche stellen wird. Mit einem Bekannten wäre es aber auch sehr problematisch, denn wie sollten sich Judith und Isabelle ihm gegenüber dann zukünftig verhalten? Das fanden auch die Anderen als das große Problem bei einem Bekannten und gaben auch noch zu bedenken, dass es bezüglich Krankheiten mit einem Fremden schwierig sein könnte. Tja, so langsam fing der Traum an zu zerrinnen. Mit langen Gesichtern verabschiedeten Judith und Isabelle etwas später ihre Freunde und saßen noch bis lange nach Mitternacht auf ihrem Balkon ohne ein Wort zu sagen. Plötzlich hörten sie ein Geräusch, konnten es aber zuerst nicht zuordnen was es war und von wo es genau kam. Dann etwas später wieder, diesmal deutlicher und lauter. Im ersten Moment erschraken sie, als sie das Leuchten sahen, doch dann erkannten sie, dass es ein kleines Kätzchen war das da im Garten auf dem Baum saß. Beiden war natürlich sofort klar, dass das ein Zeichen war und sie das süße Kätzchen in ihre kleine Familie aufnehmen würden. Schnell hatten sie ein Brett zur Hand über das das Kätzchen vom Baum direkt auf ihren Balkon gelang. Sie schnurrte laut und wollte am liebsten von beiden gleichzeitig gestreichelt werden. Judith holte schnell ein Schälchen mit Milch und während die Süße sich über die Milch hermachte, rief sie, obwohl es bereits nach 1 Uhr in der Nacht war, Thomas an und verkündete ihm, dass sie soeben Familienzuwachs bekommen haben. Thomas begriff sofort noch ehe sie ausgesprochen hatte, fiel ihr ins Wort und meinte, dass er ihnen sofort ein bisschen Katzenfutter vorbeizubringen würde.
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Geschichte 13: Name |
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Isabelle und Judith konnten, vor Aufregung über ihr neues Kätzchen, die restliche Nacht kein Auge zumachen. Die Süße hat, nachdem sie die Schale Milch getrunken hat, sich erst einmal in aller Ruhe die Wohnung angeschaut, alles genau beschnuppert und sich dann auf dem Sofa hingelegt und schläft seither tief und fest. Isabelle und Judith schlichen sich ins Schlafzimmer, um sie nicht aufzuwecken, und auch dort flüsterten sie nur. Ein Name musste gefunden werden. Also schrieben sie erst einmal alle Namen auf, die ihnen irgendwie in den Sinn kamen und passend erschienen. Witzig sollte er sein, und schön natürlich auch. Nach einer halben Stunde hatten sie etwa 20 Namen auf ihrer Liste und gingen sie gemeinsam durch. Es waren einige sehr gute Vorschläge darunter. „Du Sau", wäre sicher klasse, wenn man rufen würde „komm du Sau", aber schön war er halt nicht, also flog auch er von der Liste wie auch noch einige andere. Dann fiel die Wahl auf „Taxi". Ein schöner Name und wie da erst die Leute schauen würden, wenn man im Garten steht und „Taxi hierher" rufen würde. Beide mussten bei dieser Vorstellung lachen. Wie sich im Laufe der Zeit herausstellen sollte, war Taxi ein Kater und passte wunderbar zu den beiden. Eines Nachts, wachte Judith von einem Geräusch auf. Gut, dass es Taxi war, war schnell klar, aber irgendetwas stimmte nicht. Zwar spielte Taxi nachts immer und machte dabei auch die Lustigsten Geräusche wenn sie mit einer Spielzeugmaus im Mund durch die Wohnung lief, aber diesmal hörte sich das Geräusch ganz anders an. Jetzt erst sah sie, dass Taxi auf dem Kopfkissen von Isabelle stand, auf dem Kissen kratze, sie mit der Nase anstubste und versuchte sie aufzuwecken. Dann erst bemerkte sie noch ein weiteres Geräusch das aus der Wohnung kam. Als sie aufstand um nachzusehen, bemerkte sie bereits, dass es nach Rauch stank und als sie die Schlafzimmertür öffnete, drangen sofort dicke Rauchwolken ins Zimmer. Mittlerweile war auch Isabelle aufgewacht. Sie griff sofort zum Telefon, wählte die 112 und rief die Feuerwehr an. Die wusste zum Glück schon Bescheid und ihr wurde gesagt, dass sie bereits vor Ort wären und sie sicher gleich aus dem Zimmer befreien würden. Als sie gerade beide dabei waren, sich anzuziehen, ging die Tür auf und zwei Feuerwehrmänner kamen herein. Sie setzten beiden Fluchthauben auf, damit sie durch den verrauchten Gang in Sicherheit gelangen konnten. Es war sehr anstrengend, man konnte vor lauter Rauch fast nichts sehen und die meiste Zeit über mussten sie auf allen vieren kriechen. Sie verfluchten jedes Paar Schuhe, jeden Kinderwagen, jeden Tretroller und jede Topfpflanze die im Treppenhaus standen und ihnen den Weg versperrten. Als sie nach einer endlos langen Zeit endlich im Freien standen und wieder richtig Luft bekamen, umarmten sie sich beide erst einmal, sie waren gerettet. Plötzlich starrten sie sich mit weit aufgerissenen Augen an und riefen „Taxi". Alle umstehenden schauten sie nur verwundert an und dachten sich, ob die jetzt wohl übergeschnappt waren. Sie wollten gerade wieder ins Haus rennen, da wurden sie vom Schrei eines Feuerwehrmannes überrascht. Es war einer der beiden, die sie gerettet haben. Er riss seine Jacke auf und da sprang auch schon Taxi heraus gerade Wegs auf sie zu. Er hatte es wohl irgendwie geschafft Taxi zu schnappen und sich in die Jacke zu stecken. Im Haus, als noch Gefahr drohte, war Taxi ruhig in der Jacke geblieben, aber jetzt hier draußen wollte natürlich auch Taxi wieder raus.
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Geschichte 14: 32 Grad |
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Ich glaube heute ist der heißeste Tag des Jahrhunderts. 32 Grad im Schatten, das ist einfach zu viel. Aber es gibt ja Leute, die mögen die Hitze, das geht soweit, dass manche sogar freiwillig in die Hitze, also die Sauna, gehen. Judith hat mal gesagt, dass sie sich nach der Sauna gereinigt vorkommt. Da sieht man mal wieder, andere Länder andere Sitten. Da wo ich herkomme, da wäscht man sich. Ich habe es da gut, wenn es mir zu heiß ist, dann leg ich mich auf den Boden auf die Fließen, die sind angenehm kühl. Und wenn es zu kalt ist, dann lege ich mich auf die Heizung, mache es mir in meinem Katzenkorb bequem oder schlüpfe zu Isabelle unter die Zudecke.
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Geschichte 15. Alte Zicke |
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Als es an der Tür klingelte, dachte Judith eigentlich an den Postboten. Als sie allerdings zwei uniformierte Polizeibeamte sah, bekam sie einen ordentlichen Schreck. Automatisch fragte sie sofort, ob Isabelle etwas passiert wäre. Die beiden Polizisten sahen sich verwundert an und fragten, ob sie mal kurz reinkommen und mit ihr sprechen könnten. Die Beamten erzählten, dass sie angezeigt worden wäre und nun im Verdacht stehe, ihre Lebenspartnerin Isabelle umgebracht zu haben. Es wurde wohl gehört, wie Judith lautstark schimpfend ihre Lebenspartnerin als alte Zicke bezeichnete. Und dass sie sie im Garten vergraben werde, wenn sie das noch mal macht. Als die Zeugin in den nächsten Tagen beobachtete, wie Judith im Garten grub, und sie in den vergangen Tagen Isabelle nicht mehr gesehen habe, war für sie klar, dass Judith ihre Drohung gegen Isabelle war gemacht hat. Und deshalb sind sie jetzt hier und wollen dieser Geschichte nachgehen. Nach dem ersten Schreck musste Judith lachen. Die Beamten waren sichtlich irritiert. Nachdem Judith sich wieder gefangen hatte, klärte sie die Angelegenheit auf. Die „alte Zicke" war nicht Isabelle sondern ein grüner Leguan, den sie zur Zeit pflegen würden, solange der eigentliche Besitzer mit seinen Schülern im Schullandheim und dessen Frau in Kur ist. Das könne ja jeder behaupten meinten die Beamten, sie müsse das schon auch beweisen. Kein Problem meinte Judith und zeigte den Beiden den Leguan. Okay, den Leguan gab es, aber wo ist Isabelle? Auch diese Frage war leicht beantwortet, denn Isabelle ist bei einer Fortbildung. Als sie Isabelle auf dem Taschentelefon anrufen wollte, wich allerdings noch einmal die Farbe aus ihrem Gesicht, denn es klingelte in einer Jackentasche an der Garderobe. Isabelle muss wohl ihr Telefon vergessen haben. Sofort stellte sich einer der Beamten Judith in den Weg, er rechnete wohl damit, dass sie flüchten würde. Zum Glück kam in diesem Moment Isabelle zur Haustür herein, sie sah sehr schlecht aus und war ziemlich erkältet und hatte deshalb die Fortbildung abbrechen müssen.
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Geschichte 17: Im Brenzpark |
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Es war Sonntag und das Eröffnungskonzert für die Veranstaltungsreihe „Sommer im Park" hatte bereits begonnen. Es spielten „ Deep ‘n’ High" und man konnte schon von weitem hören, dass es ein ganz besonderes Konzert wird, nicht nur aufgrund der einmalig tollen Besetzung. Ich stand rechts vorne im Schatten des Pavillons. Die meisten anderen Zuschauer saßen voll in der Sonne, aber für mich ist das nichts. Nach etwa einer halben Stunde fiel mir eine Frau auf der anderen Seite auf. Sie war vielleicht ein paar Jahre älter als ich, hatte leicht graue schulterlange Haare und steckte in einem supersexy engen roten T-Shirt. Sie wiegte ihren Körper zur Musik. Gerade als sich auf der Bühne die Sängerin Claudia Kocian auf das Knie des Bassisten Thomas Dirr setzte und man den Eindruck hatte, dass dieser jetzt immer schneller spielte, stand sie plötzlich neben mir. Wir tauschen ein paar Blicke, als sie sich auch schon vor mich stellte, meine Hände nahm und auf ihre Hüften legte. Eigentlich verkneif ich mir ja solch erotische Gedanken, geschweige denn anfassen, denn genau genommen bin ich ja verheiratet und habe zwei Kinder. Die drei sind gerade mit dem Kanu auf der Brenz unterwegs, aber da ich noch nicht mal schwimmen kann, machen die drei das besser alleine. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass unsere Ehe schon lange nicht mehr besteht. Die Liebe ist uns abhanden gekommen. Wir verstehen uns zwar immer noch sehr gut, lachen viel und bleiben auch wegen der Kinder zusammen, das haben wir vor gut einem Jahr auch so besprochen, aber die Liebe vom Anfang ist weg. Und jetzt steht plötzlich diese tolle Frau vor mir und entfacht das Feuer in mir neu. Das hätte ich nicht für möglich gehalten, es war wie Magie. Dass uns immer wieder einige der anderen Konzertbesucher schräg anschauten, störte uns beide nicht. Nach dem Konzert spazierten wir noch gemütlich durch den Brenzpark und plötzlich standen wir vor ihrer Wohnung. Ich hatte gar nicht gemerkt wie die Zeit verging, denn ich erkannte, dass wir mittlerweile in Aufhausen waren, also bestimmt 4 Kilometer zusammen gelaufen sind. Sie nahm mich mit in ihre Wohnung und etwas Vergleichbares hatte ich noch nie erlebt. Normalerweise ist das erste Mal mit einem neuen Partner ja immer etwas verkrampft, aber nicht mit ihr. Für mich war es eine ganz neue Erfahrung und ich genoss es sehr. Genaugenommen weiß ich es ja schon länger, aber so richtig eingestanden habe ich es mir nie. Jetzt ist wohl der richtige Zeitpunkt gekommen um es meinem Mann zu sagen, dass ich lesbisch bin und mich Hals über Kopf in eine Frau verliebt habe.
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Geschichte 18: Zelt-Bau |
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Jutta hat mir einmal an einem feucht fröhlichen Abend erzählt, wie sie ihren noch Ehemann Thomas kennengelernt hat und vor allem was am Morgen danach passierte. Als wir letztes Wochenende Thomas getroffen haben und dieser freudestrahlend erzählt hat, dass er mit den Kindern im Garten ein Zelt aufgebaut hat, da hat es mich vor Lachen vom Stuhl gehauen. Zuerst waren alle etwas irritiert, aber nachdem ich mich wieder gefangen und mich bei Thomas entschuldigt hatte, klärte ich die Angelegenheit auf. Mir war das zwar sehr unangenehm, aber zum Glück hat Thomas viel Humor und auch er musste bei dieser Erinnerung herzhaft lachen.
Aber jetzt mal der Reihe nach. Jutta und Thomas hatten sich auf einer Party kennen gelernt, die allerdings sehr langweilig war und deshalb sind die beiden auch recht früh zusammen abgehauen. Sie ließen den ansonsten schönen Abend noch bei Jutta ausklingen und Thomas blieb gleich über Nacht. Am nächsten Morgen schlief Thomas noch tief und fest und Jutta schlich sich aus dem Schlafzimmer um zu duschen und den beiden ein kleines Frühstück zu machen. Als sie mit dem Frühstückstablett wieder ins Schlafzimmer kam, bemerkte sie natürlich sofort, dass Thomas, der auf dem Rücken lag, ein Zelt baute. Er hatte also eine schöne Morgenlatte :-)
Jutta stellte das Tablett bei Seite, kniete sich neben das Bett und ließ ihre Hand unter die Bettdecke wandern. Als Thomas mit einem freudigen Lächeln aufwachte, sagte sie zu ihm: „Guten Morgen Liebling. Ich habe gerade einen Test gemacht und es hat geklappt, ich bin schwanger!". Thomas riss die Augen auf und sein Lächeln verschwand und mit ihm schrumpfte auch seine Morgenlatte in Juttas Hand. Nachdem Jutta laut zu lachen begann, war Thomas Überraschung noch größer. Erst als Jutta ihn darüber aufklärte, dass man das nach den paar Stunden natürlich noch gar nicht sagen könnte, sie sich also einen Jux erlaubt hat, musste Thomas erleichtert mit lachen.
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Geschichte 19: Kindergarten |
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Es ist kurz vor vier und ich stehe mit einigen anderen vorm Kindergarten und warte auf meine kleinen. Und wie jeden Tag hört man schon von weitem das Röhren der Harley und kurz später sieht man ihn auch schon um die Ecke biegen. Es ist der Vater von Hans, der seinen kleinen wieder mit dem Chopper abholt. Und wenn ich sage Chopper, dann meine ich Chopper, also so richtig mit hohem Lenker und einer langen Gabel. Dieses kurze Stück fährt er ja immer ohne Helm, so dass seine langen Haare schön im Wind wehen. Mit seinem Bart sieht er auch irgendwie aus, wie die Jungs von ZZ-Top. Früher hat mein alter ja auch so ausgesehen, aber mittlerweile hat er nur noch eine Kurzhaarfrisur, eine Lederhose und Motorrad hat er auch schon lange nicht mehr, statt dessen trägt er jetzt Anzüge und fährt einen Friedhofsblonden Mercedes. Man, was war uns früher auch die Musik wichtig, wir hatten sie mal so laut im Auto, dass wir die Polizeisirene hinter uns nicht gehört haben. Früher hieß das ja noch Hard Rock, später dann Heavy Metal und dann Thrash Metal. Ich glaube irgendwann war es so weit, dass jede Band eine eigene Stilrichtung hatte, da keine irgendwo eingeordnet werden wollte. Wenn heute mal was aus dem Autoradio dröhnt, dann Benjamin Blümchen. Überhaupt haben wir uns ganz schön weit von unserer Vorstellung von Früher entfernt, wie coole Eltern aussehen und zu sein hätten. Außerdem ist auch der kleine Hans ganz wie sein Vater, er fährt nämlich nicht mit einem Mountainbike rum wie all die anderen Kinder, nein, er hat ein Chopperfahrrad.
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Geschichte 20: Überraschung |
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Jutta macht schon seit Tagen ein großes Geheimnis um das nächste Wochenende. Ich musste ihr Versprechen, dass ich mir das ganze Wochenende nichts anderes vornehme. Warum will sie mir aber partout nicht sagen. Ich habe auch unsere Freunde gefragt, aber entweder wissen die es auch nicht, oder sie dürfen es mir nicht sagen. Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, was es sein könnte, bin aber nicht weiter gekommen. Ein Geburtstag scheidet aus und ein Jubiläum auch, da wir uns erst seit dem 15.06 kennen und jetzt ist erst Mitte Oktober. Ich mag solche Überraschungen ja gar nicht.
Ich hatte Jutta bei einem Konzert im Brenzpark kennengelernt und seitdem sind wir ein Paar. Es war Liebe auf den ersten Blick. Wobei mir Jutta mal erzählt hat, dass sie mich schon einmal vorher in Stuttgart in einem Cafe, in das wohl überwiegend Lesben gehen, gesehen hat und nur deshalb hatte sie sich auch getraut mich anzusprechen. In dem Cafe in Stuttgart war ich mit einer Freundin die in Stuttgart lebt. Sie hat wohl schon länger vermutet, dass ich lesbisch bin und wollte mir mit dem Cafebesuch zeigen, dass ich nicht alleine bin. Damals hatte ich das aber gar nicht kapiert und direkt gesagt hatte sie ja auch nichts. Ich hatte es mir selber noch nicht eingestanden und erst durch Jutta ist mir klar geworden, dass ich Frauen mehr liebe und auch, dass ich mich nicht verstecken brauche. In meiner Jungend war ich zwar in meine Musiklehrerin verliebt, habe das aber nicht ernst genommen.
Am Freitag den 17.10 sind wir nachmittags nach Ulm gefahren und haben uns fürs Wochenende ein Zimmer im Maritim genommen. Das ist schon klasse, im 14. Stock mit einem atemberaubenden Blick über die Stadt. Und abends ein herrliches 4 Gänge Candle-Light-Dinner. Also bis jetzt war Juttas Überraschungswochenende ein voller Erfolg.
Am Samstag haben wir uns einen schönen Tag in der Stadt gemacht. Wir sind ein bisschen bummel gewesen und Jutta wollte eigentlich noch eine Schifffahrt auf der Donau machen, aber da mussten wir feststellen, dass es das gar nicht mehr gibt. Es ist wohl so, dass das Fahrwasser nicht mehr tief genug ist, so dass die Schiffe in der Vergangenheit auch hin und wieder Grund Berührung hatten. Die Stadt ist offensichtlich nicht bereit, die Donau in diesem Bereich wieder etwas auszubaggern und den Betreibern wurde es nicht erlaubt. Wir sind dann entlang der Donau spazieren gegangen und ließen uns von dieser Angelegenheit die gute Laune nicht verderben. Mittlerweile würde ich aber schon gerne wissen, was Jutta noch so geplant hat, es ist immerhin schon 18 Uhr und wir sitzen gemütlich beim Italiener beim essen. Als wir dort um halb acht aufgebrochen sind, musste Jutta erst mal auf dem Stadtplan schauen wohin wir jetzt genau gehen müssen. Es waren dann aber nur noch ein paar Minuten bis wir am EinsteinHaus, unserem Ziel, angekommen sind.
Jetzt bemerkte ich auch die Plakate und fiel Jutta um den Hals. Sie hat uns Karten für das CD Reales Konzert von deep´n`high besorgt. Bei diesem wundervollen Duo haben wir uns im Juni kennengelernt. Jetzt hoffen Jutta, und ich natürlich auch, dass wir das Wohnzimmer-Konzert gewinnen, das unter den Anwesenden der CD- Release-Party ausgelost wird.
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Geschichte 21: SOS |
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Ich weiß nicht wieso, aber hier im Haus zieht ständig jemand ein oder aus. Erst letzte Woche ist wohl wieder jemand über mir eingezogen, man haben die einen Radau gemacht. In den vergangenen Tagen habe ich jedoch niemand gesehen und auch nichts mehr gehört. Jetzt wo ich es sage, da klopft doch ganz leise was. Tatsächlich, es hört sich an, als ob jemand mit einem Löffel oder etwas ähnlichem auf die Fließen klopft. Moment, ist das nicht SOS? Ganz ruhig, jetzt noch mal genau hinhören. Mist, eindeutig SOS. Mir schlägt auf einmal mein Herz bis zum Hals, was soll ich nur tun? Okay, ich gehe jetzt rauf und klinge erst mal. Natürlich macht niemand auf. Also mir bleibt keine andere Wahl, ich rufe die Feuerwehr an und schildere kurz was hier los ist. Als ich dann endlich das Martinshorn höre, bin ich total auser mir und schnauze auch erst mal den ersten Feuerwehr man an, von wegen dass es hier um Leben und Tod geht und sie sich eine halbe Stunde Zeit lassen. Er jedoch nimmt mich zur Seite und meint, dass ich doch erst mal auf meine Uhr schauen soll und tatsächlich, es sind erst 6 Minuten vergangen seit meinem Notruf. Ich entschuldige mich natürlich sofort, er winkt ab und meint, wenn man in so einer Stresssituation ist und wartet, dann kommt einem jede Minute wie eine Stunde vor. Seine Kollegen wollen sich gerade an der Tür zu schaffen machen, da hört man von unten einen Schrei: „Stopp, die Tür nicht aufbrechen!". Wir schauen uns alle verwundert an und warten kurz. Es kommt eine weitere Feuerwehrfrau die Treppe hoch gestürzt und erklärt uns, dass sie es jetzt erst begriffen hat, dass dieser Einsatzort ja ihre neue Wohnung ist. Sie sei erst letzte Woche eingezogen, fügt sie noch entschuldigend hinzu. Ich erkläre also kurz, dass ich SOS Klopfzeichen im Bereich der Küche gehört habe und dort eine hilflose Person vermute, die wahrscheinlich einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt erlitten hat. Sie meint, dass das eigentlich gar nicht sein kann und öffnet schon die Tür und bittet uns herein. Wir gehen zusammen zur Küche und finden tatsächlich keine hilflose Person. Mir ist die Sache mittelweile schon sehr unangenehm, als mein Blick zufällig auf eine Porzellanschüssel auf dem Boden fällt. Meinen Blick bemerkend gibt die neue Nachbarin an, dass es der Futternapf ihrer Katze sei und will ihn an seinen eigentlichen Platz stellen. Und da hören wir alle, wo wahrscheinlich die Klopfgeräusche hergekommen sind. Vermutlich hat die Katze beim Essen die Schüssel durch die halbe Küche geschoben und durch die Fliesen hat sich das für mich unten wie Klopfzeichen angehört. Der Feuerwehrkommandant ist noch etwas skeptisch und bittet seine Kameradin einfach mal mit der Schüssel zu klappern und wir gehen mal kurz nach unten um uns das anzuhören. In meiner Küche angekommen stellte auch er fest, dass man das „Klopfen" doch gut hört und dass er sich auch vorstellen kann, dass ich, dann ja schon etwas aufgeregt, dies als SOS Klopfzeichen gedeutet habe. Zum Glück ist jetzt doch noch alles gut ausgegangen und Ludmilla, die neue Nachbarin, hat mir versprochen, dass sie für den Futternapf eine rutschfeste Unterlage besorgen wird, damit so etwas nicht noch einmal vorkommt.
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Geschichte 22: noch eine Überraschung |
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Nach dem Überraschungswochenende in Ulm haben Ludmilla und ich ausgemacht, dass wir so etwas ruhig immer wieder mal machen können, jedoch ohne dass es in eine Art Wettkampf ausarten soll. Und so haben wir uns seither schon einige recht tolle Überraschungen ausgedacht. Da gab es Sachen die nur ein paar Stunden gedauert haben und solche die über zwei Tage gingen. Manches war auch ein totaler reinfall wie zum Beispiel ein Salsa-Schnuppertanzkurs. Das meiste jedoch war wirklich toll, wie die Ballonfahrt oder der Besuch im Planetarium in Stuttgart.
Ich habe mir neulich etwas ganz besonderes ausgedacht und fast wäre nichts daraus geworden. Die Vorbereitungen dazu zogen sich über Wochen hin. Ich bin einmal extra mit Ludmilla nach Ulm gefahren um heimlich mit ihrem Chef zu sprechen. Ich gab vor nach einem besonderen Geschenk zu suchen und habe sie noch am Bahnsteig verabschiedet, da sie ja als Zugbegleiterin arbeitet. Danach habe ich ihren Vorgesetzten gesucht und ihm von meiner Idee erzählt.
Es geht darum, dass er dafür sorgt, dass Ludmilla an ihrem Geburtstag Frühschicht hat. Wir werden zwar ihren Geburtstag feiern, aber da er unter der Woche ist haben wir fürs Wochenende die Feier geplant. Des Weiteren habe ich ihm erzählt, dass ich sie gerne im Zug mit einem kleinen Mini-Konzert überraschen möchte. Ich würde also auf der Strecke mit einer kleinen Band am anderen Ende des Zuges einsteigen und dort würde die Band dann zu spielen beginnen. Es müsste also ein Streckenabschnitt sein, bei dem der Zug nicht brechend voll ist. Er fand meine Idee absolut super und hat mir versprochen, das mit der Frühschicht zu regeln und er wird auch noch mit den anderen Zugbegleitern reden um einen passenden Streckenabschnitt zu erfahren.
Jetzt kam noch der schwierigste Teil der Überraschungsplanung. Ich musste noch mit der Band reden. Ich machte mich auf den Weg nach Neu-Ulm und habe die Sängerin Claudia Kocian, von deep´n`high aufgesucht. Claudia fand die Idee zwar super, war aber von der Uhrzeit wann dies alles stattfinden sollte, überhaupt nicht begeistert. Ist ja auch klar, denn schließlich sind die beiden Künstler und müssen daher abends fit sein. Wenn die Konzertbesucher nach einem Konzert heimgehen, haben die Künstler ja in der Regel noch einen langen Heimweg vor sich, so dass sie natürlich viel später ins Bett kommen als die Zuschauer. Ich habe mir den Mund fusselig geredet und ich glaube, dass der Gedanke, dass mit diesem Konzert auch die „normalen" Fahrgäste auf diese Weise einen ganz tollen Tagesbeginn hätten und so gut gelaunt zur Arbeit kommen würden, hat letztendlich den Ausschlag gegeben bei dieser Überraschung mit zu machen. Thomas Dirr der Bassist von deep´n`high war da vergleichsweiße leicht zu überzeugen.
Als es dann endlich so weit war, trafen wir uns morgens um halb sieben in Heidenheim am Bahnhof. Auch Ludmillas Chef war da. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, aber er meinte, dass er nicht alle anderen Mitarbeiter einweihen wollte und deshalb selber mitmacht, nicht dass es noch irgendwelche Probleme im Zug gibt. Wir warteten unten in der Unterführung auf den Zug um nicht zufällig von Ludmilla gesehen zu werden. Als der Zug dann hielt, sind wir im Eiltempo die Treppen hoch gerannt und ganz hinten eingestiegen.
Es dauerte dann zwar noch ein bisschen, bis Ludmilla nach hinten kam um dem Treiben ein Ende zu setzten, als sie jedoch sah, wer da so einen „Radau" macht, verflog ihr Ärger sofort. Pflichtbewusst wie sie ist, wollte sie trotzdem eingreifen. Zum Glück war ihr Chef auch da, gratulierte ihr erst mal zum Geburtstag und teilte ihr auch mit, dass ich das alles eingefädelt hätte. Sie soll jetzt erst mal eine Pause machen und sich bis Aalen zu mir setzten um den Rest der Fahrt zu genießen.
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Geschichte 23: Erik und Kordula |
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Da ist er wieder, diesmal parkt er nur ein paar Autos neben mir. Ich habe ihn schon ein paarmal hier beim einkaufen gesehen. Mit seinen schulterlangen dunkelblonden Haaren sieht er super süß aus. Und nach dem Inhalt seines Einkaufswagens zu urteilen, hat er eine Katze und ist Single. Das sind doch zwei klasse Eigenschaften. Ich glaube, diesmal wage ich es, ich probier es einfach aus und quatsch ihn an. Gut, ich bin jetzt nicht wirklich alt, gerade mal dreiundvierzig, sehe aber noch etwas jünger aus wie wir immer wieder gesagt wird und er ist vielleicht Mitte zwanzig. Ich werde es mit einen kleinem Trick probieren.
„Aaaaaaaah", schreie ich und fasse mir an den Rücken. Er kommt natürlich gleich angerannt und fragt ob er mir helfen kann. Ich erkläre ihm, dass ich gerade die Getränkekiste einladen wollte, als mir mein Rücken mit einem heftigen Schmerz zeigte, dass ich das besser nicht machen soll. Er lädt mir geschwind die Kiste ein und fragt mich dann besorgt, ob er mich zum Arzt fahren soll. Wie nett. „Nein", erwidere ich und sage stattdessen „geht schon wieder, vielen Dank. Komm ich lade dich zum Dank auf ein Eis ein". Ich strecke ihm die Hand hin und überlege ob man das überhaupt noch so macht. „Kordula mit K", er grinst ein bisschen und meint dann „das ist eigentlich mein Satz". „Dass du Kordula heißt?", ich bin etwas verwirrt. Er lacht und sagt „Erik mit K", was mich noch mehr verwirrt und ich frage „in Erich ist doch gar kein K?". „Nein, in Erich nicht, aber in Erik, wie der Wickinger". Jetzt muss auch ich lachen.
Er zwinkert mir zu, verstaut noch rasch seinen Einkauf und schon gehen wir los. Ist ja nicht weit, in der Ortsmitte gibt es eine klasse Eisdiele. Die haben sogar extra bei den Parkplätzen ein Stück abgetrennt und mit Sand eine richtig kleine Wohlfühloase geschaffen. Man
liegt dort bequem in einem Liegestuhl und kommt sich vor wie wenn man am Meer
wäre. Wir trinken Cappuccino, essen Eis und unterhalten uns prächtig, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Die Zeit vergeht wie im Flug.
Als wir nach zwei Stunden wieder auf dem Parkplatz stehen, würde ich ihn am liebsten gleich mit zu mir nehmen. Ich glaube, dass er auch mit gehen würde, schließlich hat er auf dem Rückweg einfach meine Hand genommen und wir sind wie zwei frisch verliebte Hand in Hand zurück gelaufen. Aber ich kann nicht, mich plagt da etwas und so schaue ich etwas verlegen auf meine Uhr, sage, dass ich eigentlich schon wo anders sein sollte und wir uns ja nächste Woche wieder hier sehen. Er schaut etwas irritiert, ich gebe ihm schnell einen Abschiedskuss, eile zu meinem Wagen und steige schnell ein. Dann kann ich es nicht länger halten, hebe etwas meine Pobacke und lasse einen kleinen Pups. Gut, wir sind ja unter uns, ich gebe es zu, es war nicht ein kleiner, sondern eher so ein Megakracher. Ich hatte schon Angst, dass sich das Verdeck meines Cabrios aufbläht und platzt. Aber jetzt mal ehrlich, ich könnte doch nicht beim ersten Mal vor ihm einen Pups lassen, oder?
Wer nun wissen möchte, wie die Geschichte mit Erik und Kordula weitergeht, der kann das in meinem Buch "Liebe mit der zweiten Frau" nachlesen.
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