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Leseprobe: Kontaktanzeige

Jetzt muss ich mich auch noch mit so einer Partnerbörse rumärgern. Nur weil die Jungs, allen voran Ralf, glauben, dass ich dringend eine neue Partnerin brauche. Meine Beziehung mit Kordula ist jetzt schon drei Jahre vorbei und seither hatte ich nichts Festes mehr. Besonders nervig ist, dass mich die Jungs dauernd damit aufziehen, dass es nicht gut sei, wenn man so lange keinen Sex hat. Dabei gibt es doch genügend Studien die belegen, dass Singles sogar mehr Sex haben als verheiratete Paare. Gut, meistens halt eben alleine, aber warum sollte das nicht zählen? Als die Jungs mich dann überredet haben und mir die Zugangsberechtigung bei so einer Partnervermittlung im Internet eingerichtet hatten, haben wir uns noch einen gemütlichen Abend gemacht und uns gefreut, dass bereits nach etwa einer Stunde, die ersten Antworten auf meine Kontaktanzeige eingetroffen sind. Ich hätte gar nicht damit gerechnet, dass das so schnell geht. Aber gut, das will ja noch nichts heißen. Ich dachte mir jedenfalls, dass es besser ist, wenn ich mir die Partnerin aussuche und nicht umgekehrt. Jetzt heißt es also zuerst einmal die Zuschriften grob aussortieren. Wobei ich ja schon mal gespannt bin, was die so alles schreiben und wie sie sich ‘anpreisen‘. Gut, die erste Zuschrift kommt von einem Mann, na da fällt das Aussortieren natürlich leicht. Am Anfang habe ich es überhaupt nicht kapiert, warum sich alle, die hinter mir stehen und mir über die Schulter schauen, kaputtlachen. Erst jetzt fiel mir auf, dass sich ausschließlich Männer auf meine Kontaktanzeige gemeldet hatten und dann, dass die Kontaktanzeige bei GayRomeo war, also einer Kontaktbörse, die von Schwulen benutzt wird. Wirklich sehr witzig, na da werde ich sicher keine neue Frau kennenlernen. Okay, die Jungs hatten ihren Spaß und wir hatten ansonsten doch noch einen netten Abend.
Als ich mal in Ruhe darüber nachgedacht habe, musste ich mir eingestehen, dass die Jungs vielleicht gar nicht so unrecht haben. Gut, ich hätte jetzt keine Lust, so wie früher, zu ‘High Life‘ zu gehen und eine scharfe Frau für die Matratze klar zu machen. ‘High Life‘ war so eine mobile Disco, bei der wir früher immer waren. Da ging natürlich immer wieder mal was, aber nur so für eine Nacht, würde mich jetzt nicht mehr reizen. Ich kann mich noch erinnern wie Dieter, ein Kumpel von damals, mal ein Mädel hinter der Veranstaltungshalle vernascht hat. Da es Winter war, meinten wir später noch, ob das nicht arg kalt gewesen sei, er jedoch winkte ab und meinte nur, dass er halt kalte Knie bekommen hat. Ja, das war schon eine verrückte Zeit. Ich möchte ja aber schon eher etwas für länger, also für Heim und Herd. Wobei, für den Herd natürlich nicht, weiß doch jeder, dass Frauen nicht kochen können. Doch natürlich, so ist das. Wenn Frauen richtig kochen könnten und nicht nur Essen warm machen, dann würde es doch auch viel mehr Frauen geben, die in guten Restaurants als Köchin arbeiten. Aber nein, es gibt nur extrem wenige Frauen, die auch am Herd ihren Mann stehen. Höchstens noch in irgendwelchen Schnell-restaurants.

Leseprobe: Bei der Hochzeit

„Sie mal Erik, der Pfarrer, das ist doch Axel Schwaigert, oder?"
„Stimmt. Ist er also tatsächlich Pfarrer geworden, das wollte er früher auch schon immer. Er hatte das wohl irgendwie so im Kopf, dass die nur sonntags eine Stunde ‘arbeiten‘ müssen und den Rest der Woche wird er von den älteren Gemeindemitgliedern zum Mittagessen, Kaffee und Kuchen eingeladen. Mit seinem Kleid hätte ich ihn fast nicht erkannt. Warum tragen Pfarrer eigentlich Kleider und keine Hosen?"
„Gute Frage, keine Ahnung. Ich glaube jedoch nicht, dass Axel es uns in Ruhe erklären wird, wenn wir ihm jetzt hier in die Hochzeit platzen."
„Hast du neulich gesehen, da war Axel im Tatort neben Richy Müller vor der Kamera. Er war dort als Bestatter und hat die Leiche abgeholt."
„Nein, habe ich nicht gesehen. Ich schaue mir schon lange keine Krimis mehr an, auch den berühmten Stuttgarter Tatort nicht. Auch anderen Mumpitz schaue ich nicht, also keine Dramen, Horror oder Actionfilme, sondern nur noch lustige Sachen. Also Komödien oder schöne Liebesschnulzen, oder witzige Serien wie zum Beispiel ‘Eine schrecklich nette Familie‘. Das andere Zeug schlägt einem nur aufs Gemüt und man kommt schlecht drauf. Selbst die Nachrichten schaue ich mir nicht mehr an, denn auch dort ist es schon lange so, dass nur noch schlechte Nachrichten gesendet werden, wenn mal was Gutes passiert, dann wird es, wenn überhaupt, nur in einem kleinen Nebensatz erwähnt.
Bei Axel wundert es mich allerdings nicht, dass er jetzt auch im Fernsehen zu sehen ist, denn als Theaterschauspieler war er ja schon lange aktiv."
Was dann geschieht, damit hätten wir in unseren kühnsten Träumen nicht gerechnet.
Das Brautpaar steht vorne beim Pfarrer und dieser hält freudestrahlend seine Rede. Bis ein Taschentelefon klingelt. Zuerst nur ganz leise und er scheint es gar nicht zu bemerken, vielleicht ignoriert er das Klingeln aber auch nur gekonnt. Als jedoch niemand rangeht, da wird das Klingeln immer lauter und lauter. Axel holt tief Luft, schließt die Augen und zählt innerlich bis zehn. Die anderen Gäste haben wohl erfolgreich verdrängt, wo das Klingeln genau herkommt, nämlich aus Richtung der Braut. Jetzt hat so ein Brautkleid ja keine Taschen und da Toni zu den Leuten gehört, die nicht auf ihr Telefon verzichten wollen, hat sie es am Stumpfband unter ihrem Kleid befestigt. Als das Klingeln immer noch nicht aufhört, kniet sich Pfarrer Axel nieder, hebt das Brautkleid von Toni hoch und verschwindet komplett darunter. Der Stoff bewegt sich heftig und er hat, so wie es aussieht, große Mühe damit. Als er kurz später wieder unter dem Brautkleid auftaucht, versucht er mit hochrotem Kopf das Telefon auszuschalten, was ihm in der Aufregung jedoch nicht gelingt. Schließlich wird es ihm zu bunt, er lässt seinen Arm kreisen, so, wie die Mädchen beim Softball, und schleudert das Handy fort. Er schaut gespannt zum Seerosenteich und erwartet dort jeden Moment, dass das Telefon im Wasser versinkt. Alle anderen schauen jedoch senkrecht nach oben. Leider hat er es zu spät losgelassen und es nicht nach vorne weg, sondern senkrecht in die Höhe geworfen.

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