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Leseprobe: beim Eisessen

„Aaaaaaaah", schreie ich und fasse mir an den Rücken. Er kommt natürlich gleich angerannt und fragt ob er mir helfen kann. Ich erkläre ihm, dass ich gerade die Getränkekiste einladen wollte, als mir mein Rücken mit einem heftigen Schmerz zeigte, dass ich das besser nicht machen soll. Er lädt mir geschwind die Kiste ein und fragt mich dann besorgt, ob er mich zum Arzt fahren soll. Wie nett.
„Nein", erwidere ich und sage stattdessen „geht schon wieder, vielen Dank. Komm ich lade dich zum Dank auf ein Eis ein." Ich strecke ihm die Hand hin und überlege ob man das heutzutage überhaupt noch so macht und sage dann „Kordula mit K", er grinst ein bisschen und meint dann „das ist eigentlich mein Satz."
„Dass du Kordula heißt?", ich bin etwas verwirrt.
Er lacht und sagt „Erik mit K", was mich noch mehr verwirrt und ich frage nach „in Erich ist doch gar kein K?"
„Nein, in Erich nicht, aber in Erik, wie der Wikinger". Jetzt muss auch ich lachen.

Er zwinkert mir zu, verstaut noch rasch seinen Einkauf und schon gehen wir los. Ist ja nicht weit, in der Ortsmitte gibt es eine klasse Eisdiele. Die haben sogar extra bei den Parkplätzen ein Stück abgetrennt und mit Sand eine richtig kleine Wohlfühloase geschaffen. Man liegt dort bequem in einem Liegestuhl unter Sonnenschirmen und aus ein paar Lautsprechern wird man mit ein bisschen Meeresrauschen berieselt, so kommt man sich vor als ob man am Meer im Urlaub wäre.
Als die Bedienung kommt, bestelle ich mir einen Cappuccino und ein Spagetti-Eis aus Erdbeere und Schokolade woraufhin Erik zu prusten beginnt. Als sich die Bedienung ihm zuwendet meint sie: „und für dich Erik, wie immer ein Spagetti-Eis aus Schokolade und Erdbeere?" Er nickt und ich schaue Erik erstaunt an.
„Ja, sie hat mir neulich erst erzählt, dass hier immer wieder eine Frau kommt, die genau das gleich wie ich bestellt, nur andersrum."
„Was meinst du mit andersrum", frage ich ihn.
„Na du willst es aus Erdbeere und Schokolade und ich aus Schokolade und Erdbeere."
Ich muss lachen, stimmt, das wäre mir gar nicht aufgefallen. Kurz darauf bekommen wir unsere Bestellung. Wir trinken Cappuccino, essen unser Spagetti-Eis und unterhalten uns prächtig, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Als wir nach zwei Stunden wieder auf dem Parkplatz stehen, würde ich ihn am liebsten gleich mit zu mir nehmen. Ich glaube, dass er auch mitgehen würde, schließlich hat er auf dem Rückweg einfach meine Hand genommen und wir sind wie zwei frisch verliebte Hand in Hand zurückgelaufen. Aber ich kann nicht, mich plagt da etwas und so schaue ich etwas verlegen auf meine Uhr, sage, dass ich eigentlich schon wo anders sein sollte und wir uns ja nächste Woche wieder hier sehen. Er schaut etwas irritiert, ich gebe ihm schnell einen Abschiedskuss, eile zu meinem Wagen und steige schnell ein. Dann kann ich es nicht länger halten, hebe etwas meine Po-Backe und lasse einen kleinen Pups. Okay, okay, wir sind ja unter uns, ich gebe es zu, es war nicht ein kleiner, sondern eher so ein Megakracher. Ich hatte schon Angst, dass sich das Verdeck meines Cabrios aufbläht und platzt. Aber jetzt mal ehrlich, ich könnte doch nicht beim ersten Mal vor ihm einen Pups lassen, oder?

Leseprobe: auf der Rettungswache

Mittlerweile habe ich mir angewöhnt, wenn Erik, so ein bis zweimal im Monat, sonntags Dienst auf der Rettungswache macht, dass ich dann nachmittags kurz vorbeigehe. Meistens bringe ich dann auch Kuchen mit. Viele seiner Kollegen kenne ich jetzt auch schon und es ist immer richtig nett bei denen auf der Wache. Diesen Sonntag habe ich mir eine kleine Überraschung ausgedacht. Ich habe vorher im Cafe Roschmann für die ganze Mannschaft Schokobananen gekauft. Bevor ich in den Aufenthaltsraum der Fahrzeugbesatzungen ging, schaute ich noch kurz auf der Leitstelle vorbei. Und das nicht nur damit die auch was von den Schokobananen abbekommen, nein ich habe mit Jürgen von der Rettungsleitstelle, einen kleinen Streich ausgeheckt. Er fand meine Idee super, wir besprachen noch die Details des Ablaufes und dann machte ich mich auf den Weg. Ich öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum und trat mit den Worten ein „Hallo Leute, ich habe euch da was mitgebracht". Alle strahlten und begrüßten mich. Und gerade als Erik zu mir kam um mich kurz in den Arm zu nehmen, ertönte der Einsatzgong: „MANV, es rückt aus, alles." Jetzt kam ruck zuck Bewegung in die Helfer. Dazu muss man wissen, dass die Abkürzung MANV für ‘Massenanfall an Verletzten oder Erkrankten‘ steht. Jeder eilte zu seinem Fahrzeug „Mist, ausgerechnet jetzt" oder „hätte das nicht noch eine halbe Stunde warten können" waren einige Kommentare die ich mitbekommen habe. Ich grinste über beide Backen, als sie dann am Funk auf den genauen Einsatzort warteten und stattdessen hörten „war a schpäßle, lehns eich schmegga." Zuerst kapierte es wohl keiner so richtig, aber dann, nach einem kurzen Zögern, kamen sie wieder zurück und als sie mich grinsen sahen, wussten sie, dass ich da dahinterstecke.
„Ich glaube wir sollten Kordula mal eine kleine Abreibung verpassen."
„Gute Idee."
„Äh, was starrt ihr mich denn so an? Ihr wollt doch nicht wirklich…", okay, jetzt ist Flucht die einzige Möglichkeit. Ich werfe ihnen die Tasche mit den Schokobananen entgegen in der Hoffnung, dass sich die Meute davon ablenken lässt. Aber leider hat es nicht gewirkt. Einer hat die Tasche aufgefangen und jetzt sind alle hinter mir her. Ich renne und schreie um Hilfe, aber natürlich ist jetzt am Wochenende keiner da.
„Kordula, komm zu mir in die Leitstelle", höre ich Jürgen rufen. Das ist meine Rettung, jetzt muss ich es nur noch bis dorthin schaffen. Ich sehe schon die offene Tür. Mist, jetzt haben sie mich erwischt. 4 oder 5 haben sich auf mich gestürzt und kitzeln mich. Ich kreische wie ein Mädchen. Sie lassen aber nach kurzer Zeit von mir ab, als sie aus dem Aufenthaltsraum hören „Lecker, so viele Schokobananen und alle für mich."
„Ich muss sagen Kordula, dein Plan war super, der Anfang hat ja auch prima geklappt, nur am Schluss musst du noch arbeiten", höre ich Jürgen an der Tür zur Leitstelle. Ich bin noch ganz außer Puste und rappele mich hoch. So was habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr erlebt, war aber trotzdem klasse. Hoffentlich habe ich mir jetzt vor lauter Lachen nicht Pippi in die Hose gemacht. Als ich aufblicke sehe ich Jürgen wie er mit dem Handy filmt.
„Also Kordula, man sieht sich, ich muss jetzt noch den Film hochladen."
„Das wagst du nicht", rufe ich ihm zu und springe zur Tür. Die schlägt er mir vor der Nase zu, ich hämmere dagegen und schreie „wenn du das tust, bring ich dich um!", aber es hilft nichts. Na warte, deine nächste Schokobanane backe ich persönlich und mische so viel Abführmittel rein, dass du tagelang nicht von deinem Keramik-Thron kommst, denke ich so bei mir, während ich zum Aufenthaltsraum gehe. Als ich eintrete, strahlen mich alle unschuldig an und sagen mit ihren Schokoladeverschmierten Mündern im Chor „Hallo Kordula, schön, dass du da auch mal wieder hier bist. Wir haben Schokobananen, willst du auch eine?" Ich muss lachen, man kann diesen zu groß geratenen Kindern einfach nicht böse sein. Wir sitzen also noch eine Weile zusammen, trinken Kaffee, essen die Schokobananen und plaudern ein bisschen, als der Einsatzgong ertönt „Spezialauftrag an alle. Ich habe gerade ein neues Video hoch geladen. Ihr wisst was zu tun ist, geht auf meinen Youtube Kanal, gebt den Daumen nach oben und teilt es bei Facebook." Ich ahne furchtbares. Natürlich hat gleich einer sein Handy gezückt und nachgeschaut was für ein Video es ist. Die Überschrift lautet ‘Kitzeln bis der Arzt kommt‘ und es zeigt mich, wie mich die wütende Meute einholt und fast zu Tode kitzelt. In der Videobeschreibung wird die Frage gestellt: Was hat diese Frau wohl angestellt, dass sie diese sonst so ruhigen und besonnenen Männer so in Rage versetzt hat?

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